Das Stück entstand als Teil eines geplanten größeren Projekts, in dem ich versuchen wollte, verschiedene Sprechweisen als verschiedene Bewegungsformen zu verstehen und musikalisch umzusetzen. Es sollte dabei nicht um den Versuch einer Abbildung eines Textes bzw. seiner Bewegungsform gehen, sondern um die Begegnung einer bestimmten Art sich zu bewegen mit einer bestimmten Sprechweise oder Textsorte. Aus einem diffusen Anfang heraus bildet sich eine so und so beschaffene Bewegung; diese begegnet an einem Punkt einem bestimmten Text, beides erhellt, verwirklicht sich möglicherweise an diesem Punkt durch einander, tritt aber wieder auseinander: man hat nicht gesehen, wie dieser Text in Musik, in Rhythmus umgesetzt wird, sondern von welchem Rhythmus aus dieser Text erreicht, berührt, getragen wird bzw. werden kann. Die ‘Umsetzung’ wäre dann gelungen, wenn für einen bestimmten Text ein subjektiv überzeugendes musikalisches Bild (eine Bewegungsform, ein rhythmisches Prinzip, eine Art und Weise der Interaktion, ein Prozeß) gefunden ist.

Die Musik ist also gleichsam die Setzende, indem sie den Text umgibt und den Raum für ihn erst eröffnet. Er hat ein Vorher (sein Rhythmus entsteht erst) und er wird in einen Prozeß hineingezogen. Ein Punkt wird aufgesucht, an dem der Text (gleichsam schlagartig) eintreten kann, und dann wird verfolgt, aufgrund welcher Dynamik er wieder verschwindet (wenn er denn verschwindet).

Vielleicht kommt er als Ganzes zur Welt, setzt sich wie eine Krone auf den Rhythmus, wird aber so durchgerüttelt, daß die Krone in Bruchstücke zerfällt. Vielleicht bleibt er fest, erstarrt aber in dieser Festigkeit, streckt sich hinaus in die Leere, wird zu seinem Gegenteil: zu Schweigen, Stummheit. Vielleicht verschwindet er unmerklich wie er gekommen ist. Vielleicht reißt er auch alles an sich, verschmilzt völlig mit der gesamten Bewegung, nimmt kein Ende.

Wenn auch Wamolin der einzig realisierte (zweite) Teil dieses Projekts ist, mögen hier doch alle drei Texte folgen, um den textlichen Zusammenhang des Ganzen anzudeuten.

(1)
Im Unterschied zu einem Rechtsstreit wäre ein Widerstreit ein Konfliktfall zwischen (wenigstens) zwei Parteien, der nicht angemessen entschieden werden kann, da eine auf beide Argumentationen anwendbare Urteilsregel fehlt. Die Legitimität der einen Argumentation schlösse nicht auch ein, daß die andere nicht legitim ist. Wendet man dennoch dieselbe Urteilsregel auf beide zugleich an, um ihren Widerstreit gleichsam als Rechtsstreit zu schlichten, so fügt man einer von ihnen Unrecht zu (einer von ihnen zumindest, und allen beiden, wenn keine diese Regel gelten läßt).
(Lyotard, Der Widerstreit)

(2)
Washington Moskau Berlin
NATO UNO EWU
Kanzler Monarch Präsident
Führung Hoffnung Zuversicht
Abscheu Ekel unbegreif
notwend ulti massiv

(3)
Teufelgott Teufel August, Rus-
senregent Zarr August, Teu-
felzauberer Augus t.) W.
gartenmauer. Wallacaa-
cteha! SADHALIARN.!
SADHAIARN.!
(Hbocefso Apryct, in: Navratil, a+b leuchten im klee)


Ulrike Herzog — Congas
Joachim Heintz, Ulrike Herzog, Gunnar Brandt — Stimmen