1. Dieses Stück ist eine Ko-Produktion — es entstand in enger Zusammenarbeit mit der Pansori-Sängerin Soohyun Moon. Zunächst in Online-Treffen im Winter und Frühjahr 2024, in denen ich viel über Pansori, über Soohyun, und über Soohyuns Verhältnis zu Pansori lernte. Es entwickelte sich in unseren Dialogen, im Hin und Her von Phantasie und Erproben ein Stück, das von der Peompijunglyu Szene im Simcheong-ga ausgeht. Daran arbeiteten wir zunächst online; dann während einer Probenphase in Hannover im August 2024, und dann in Seoul im September 2024, verbunden mit einer ersten Aufführung am 4. Oktober 2024.

  2. Die Peompijunglyu Szene im Simcheong-ga: Simcheong hat das Schiff bestiegen und fährt aufs Meer hinaus, ihrem Tod, ihrer Opferung entgegen. Der Text evoziert, unter Anspielung auf alte chinesische Lyrik der Tang-Zeit, Bilder einer aussichtslosen existenziellen Einsamkeit und Verlassenheit. Ein Ausschnitt, in der Übersetzung von Chung/Entreß (Pansori — Die gesungenen Romane Koreas, Band 1, Edition Peperkorn 2005, S. 221):

    Die Wildgänse des Dreistromlandes
    Umfliegen wieder den Han-Fluß
    Von ferne hallen silbrige Klänge herüber —
    Eine Fischerflöte scheint es zu sein:
    Doch "als die Melodie geendet, ist niemand zu sehen —
    nur die Berggipfel ringsum zeigen ihr Grün
    ".
    "Das Lied der Ruderer birgt die Trauer aller Zeiten ..."

  3. Aus dem originalen Pansori Gesang des Peompijunglyu haben wir zwölf kurze Fragmente ausgewählt. Diese bilden quasi Inseln, denen die Performerin begegnet und die sie durch verschiedene musikalische Mittel gestaltet. Auch auf der Ebene der Performance gibt es Inseln, indem die Bühne durch zwölf Alltagsgegenstände gestaltet ist, auf die die Performerin in verschiedener Weise reagiert.

Ausschnitt aus der Aufführung in Seoul, 4. Oktober 2024 (die vollständige Version ist hier)

Partitur