Potentiale 2010
Eine Version der zugrunde liegenden Glocken der Marktkirche, und der zwölf Variationen:
Die Glocken
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Sechzehn Klangsäulen auf einem Platz in der Innenstadt, mit einem Abstand von über zehn Metern zueinander, als 4 x 4 ein Quadrat bildend. Auftrag für eine Installation, die eine Stunde füllen kann, im Rahmen eines übergeordneten Konzepts, die sechzehn Installationen über den ganzen Tag verteilt.
Ein Blick auf Stadt, ein "Hör" auf Stadt, auf das widersprüchliche Durcheinander, Nebeneinander, Miteinander, Gegeneinander von Menschen, so vielen verschiedenen, auf engem Raum. Sie treffen sich, vorübergehend, auf der Straße, oder auf diesem Platz. Der Bettler und der Banker. Der Straßenmusiker und der Tourist. Der Süchtige und der Soldat. Zusammengehalten durch die Funktionen, Zuteilungen, den Fluss des Kaufens und Verkaufens.
Ein festes System, aber welche Potentiale. Was wäre möglich wenn. Was, auf dem Platz, auf dem Platz hört man alle Viertelstunde die Glocken der Marktkirche. Zwei kleine markieren die Viertelstunden, eine große die vollen Stunden. Was, wenn diese Glocke nicht immer gleich klänge --- hat sie doch so viele Seiten, so viele Wesenheiten in sich. So viele Potentiale.
Der Aufbau der Installation ist einfach. Erst ein Schlag, dann zwei, dann drei, bis es zwölf Schläge sind. Die Stunden des halben Tages, aber alle in einer einzigen Stunde, im Abstand von etwa fünf Minuten. Zufällig den Klang der "wirklichen" Glocke einmal treffend, der sich immer gleich bleibt, gegenüber den ständigen Variationen dieses Klanges in der Installation. Was Nachhall war, kommt wieder und wird zu einem neuen Ton. Teiltöne spreizen sich und ziehen sich zusammen. Stationen des zeitlichen Verlaufs eines einzigen Schlages werden zu selbständigen Klängen; ein Weg, irgendwo beginnend und fast an derselben Stelle endend. Fast.
Ein Potential auch die Räumlichkeit der Klänge durch die sechzehn einzeln ansteuerbaren Lautsprecher auf diesem Platz. Mal drehen sich die Schläge wie der Zeiger einer Uhr, mal weicht der Nachhall nach außen zurück, um dann mit neuer Kraft wieder in die Mitte zu kommen. Mal teilt sich das Quadrat in zwei Hälften. Variationen über den Raum auch, so programmiert, dass keine Version der anderen gleicht. Variationen über Potentiale, eines Klanges, eines Raumes, einer Stadt.